In Kooperation mit dem Fachbereich Biologie der Universität Osnabrück, der biol. Station Haseniederung e.V. und den Scientists for Future Osnabrück organisieren die OSBG eine biologische Vortragsreihe. Die Vorträge drehen sich teils um Themen aus der aktuellen Forschung, teils um eher allgemeine Thematiken. Regionale Institutionen können sich hier ebenfalls vorstellen. Lokale Biologen sind ebenso willkommen wie renommierte Dozenten aus anderen Städten oder sogar internationale Gäste, was die Dozenten der Vortragsreihe so vielfältig macht wie ihre Thematiken.
Studierende der Biologie können sich die Vorträge auf ihrem Kolloquienlaufzettel eintragen und damit Punkte in ihrem Studium sammeln.
Die Vorträge sind aber natürlich auch für alle nicht studentischen Zuhörer geeignet, welche herzlich eingeladen sind dabei zu sein.
Hier finden sich Zusammenfassungen aller Vorträge, die bisher stattgefunden haben, sowie Ankündigungen neuer Vorträge.
Aufzeichnung des 6. Vortrages:
Dr. Laura Herzog & M.Sc. Felix Przesdzink (Universität Osnabrück): Kooperation für den Biodiversitätsschutz - Wer sollte dabei sein?
Aufzeichnung des 5. Vortrages:
Dr. Florian Fiebelkorn (Universität Osnabrück): Psychologie zum Schutz der Biodiversität
Aufzeichnung des 4. Vortrages:
Prof. Dr. Bernd Hansjürgens (Helmholtz Zentrum für Umweltforschung): Naturkapital Deutschland: Inwieweit kann eine ökonomische Inwertsetzung der Biodiversität hilfreich sein
Aufzeichnung des 3. Vortrages:
Prof. Dr. Benjamin Burkhard (Leibniz Universität Hannover): Die vielfältigen Werte der Biodiversität: Ökosystemleistungen
Aufzeichnung des 2. Vortrages:
apl. Prof. Dr. Thomas Fartmann (Universität Osnabrück): Status der Biodiversität in Mitteleuropa
Aufzeichnung des 1. Vortrages:
Prof. Josef Settele (Helmholtz Zentrum für Umweltforschung): Artenvielfalt und Ökosysteme: Generelle Trends und Optionen für die Zukunft
Florian Fiebelkorn aus der Abteilung Biologiedidaktik der Universität Osnabrück wird über Entomophagie (den Konsum von Insekten) als nachhaltigere Alternative zu Fleischkonsum referieren. Anschließend stellt die Bugfoundation exemplarisch ihr Produkt in Form eines Insektenburgers vor und berichtet von praktischen Erfahrungen auf dem Markt.
Die Biologische Station Kreis Steinfurt ist für die Betreuung von derzeit 78 Naturschutzgebieten (ca. 10.000 ha), darunter hauptsächlich Feuchtwiesen, Moore und Gewässerauen zuständig. Auch abseits der Naturschutzgebiete muss sich eine moderne biologische Station engagieren. Den Menschen vor Ort die Faszination der Natur durch Exkursionen und Aufklärungsarbeit nahe zu bringen gehört genauso zum Aufgabenbereich, wie der Diskurs mit der konventionellen Landwirtschaft. Das weltweite Thema „Erhalt der biologischen Vielfalt“ gewinnt auch abseits der Schutzgebiete regional immer mehr an Bedeutung. Wie eine biologische Station zu einer solchen Mammutaufgabe beiträgt war Kernthema dieses Vortrages bei den OSGB.
In Nordrhein Westfalen verwalten ca. 40 Biologische Stationen, die als Vereine eingetragen und über einen Dachverband organisiert sind, die Naturschutzgebiete. Dieses Konzept ist in Deutschland einzigartig. In den Stationen wird allgemeines ökologisches Fachwissen mit einer genauen Gebietskenntnis kombiniert, um die Gebiete optimal zu betreuen. Außerdem übernehmen die Stationen neben Öffentlichkeitsarbeit auch eine Vermittlerrolle im oft schwierigen Konflikt zwischen Landnutzern, Naturschutz und Behörden. Sie stehen quasi an der vordersten Front des Naturschutzes in NRW.
Zum Management von Naturschutzgebieten gehören im Wesentlichen drei Schritte. In regelmäßigen Bestandserfassungen wird zunächst ein Arten- und Lebensrauminventar für ein Gebiet erstellt und dann überwacht. Aufgenommen werden vor allem Vogel- und Pflanzenarten, da sie einerseits recht leicht zu bestimmen sind und andererseits oft als Indikatorarten für ein bestimmtes Habitat dienen können, wenn sie sehr hohe Lebensraumansprüche haben. Einige Insektengruppen eignen sich ebenfalls gut als Indikatorarten, sind aber teilweise sehr schwer zu bestimmen. Auf Basis der Bestandsaufnahmen können anschließend Pläne zum Erhalt des Gebietes gemacht werden. Dabei kann es sich um reine Schutzmaßnahmen wie z.B. den Bau eines Zauns handeln, aber auch um eine Aufwertung des Lebensraumes. Viele Naturschutzgebiete sind vor ihrer Unterschutzstellung einer starken Degradation durch den Menschen ausgesetzt gewesen. Moore wurden entwässert, Fließgewässer begradigt und Wiesen überdüngt. Diese Effekte rückgängig zu machen erfordert teilweise sehr aufwändige Renaturierungsmaßnahmen. Im Kreis Steinfurt gehören dazu die Entfernung von Steinschüttungen an der Ems oder die Wiedervernässung vom Recker Moor und Feuchtwiesen in der Düsterdieker Niederung.
Um den dauerhaften Diskurs mit der Landwirtschaft zu gewährleisten, sind im Trägerverein der Biologischen Station Landwirte und Naturschützer gleichermaßen vertreten. Nur durch einen regen Austausch können Kompromisse gefunden werden, um sowohl Nutzung als auch Schutz unserer Natur- und Kulturlandschaft zu gewährleisten. Damit auch die breite Bevölkerung an den Ergebnissen ihrer Arbeit teilhaben kann, organisiert die Station außerdem häufig Exkursionen und andere Veranstaltungen, um allen Interessierten die Flora und Fauna des Landkreises näher zu bringen. Darüber hinaus konzipiert sie zusammen mit regionalen Verbundpartnern Naturtourismus Konzepte in der Region, zum Beispiel das Radweg Netz „Wege zur Vielfalt“, um die Natur des Landkreises allen zugänglich zu machen.
von Felix Przesdzink
Phylogeographie und Evolution der Ödlandschrecken:
Weltweite Fallstudien
Mit Dr. Martin Husemann hatten wir am 18.04.2019 das Glück einen Dozenten zu uns einladen zu können, der sein Biologiestudium und seine wissenschaftliche Karriere bei uns an der Universität Osnabrück begonnen hatte. Seine wissenschaftliche Karriere führte ihn nach seiner Zeit in Osnabrück durch ganz Deutschland und bis in die USA. Vor kurzem wurde Martin Husemann dann Leiter der entomologischen Sammlung des Zoologischen Museums in Hamburg. Dadurch konnte er uns interessante Einblicke in die Aufgaben einer zoologischen Sammlung und ihre Rolle bei der modernen Forschung geben. Thema des Vortrags waren seine langjährigen Studien über Ödlandschrecken (Oedipodinen), deren weltweite Verbreitung sowie die komplizierten Evolutionsmechanismen die dies ermöglichten.
Ein schöner Nebeneffekt unserer Einladung war das glückliche Wiedersehen unseres Dozenten mit seinen alten Professoren*innen Frau Neuffer, Herrn Friesen und Herrn Hurka, dem ehemaligen Leiter des botanischen Gartens.
Versteckte Schönheiten
Kern des Vortrags waren die Ödlandschrecken, oder Oedipodinen, welche mit mehr als 800 Arten eine der artenreichsten Heuschreckengruppen sind. Bis auf die dauerhaft kalten Regionen der Erde (Grönland und Antarktis) sind sie weltweit verbreitet. Ein besonderes Merkmal der unscheinbar gefärbten Ödlandschrecken sind ihre meist bunt gefärbten Hinterflügel. In Deutschland kommen acht Arten aus dieser Unterfamilie vor, welche vor allem an besonders wärmebegünstigte und trockene Lebensräume angepasst sind, wie zum Beispiel die Blauflügelige Sandschrecke (Sphingonotus caerulans).
Evolution und Genetik
Innerhalb der Unterfamilie der Oedipodinen gibt es einen hohen Grad an Konvergenz, der in der Vergangenheit zu viel taxonomischer und systematischer Verwirrung geführt hat. So kommen über die ganze Welt verbreitet morphologisch sehr ähnliche Arten vor. Um der Frage nachzugehen, ob es sich nun um konvergente Entwicklung oder nah verwandte Arten handelt, führte Martin Husemann mit seinem Team mehrere phylogenetische Analysen durch. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen stellte er uns anschaulich vor. Er konnte zeigen, dass es sich um eine klare Unterteilung in eine amerikanische (Trimerotropis) und eine eurasische (Sphingonotus) Gruppe handelt. Im Folgenden wurde die Evolutionsgeschichte der beiden Gruppen näher unter die Lupe genommen. Die an trockene Lebensräume angepasste Gattung Sphingonotus hatte es unserem Dozenten besonders angetan, da er bereits in seiner Bachelor- und Masterarbeit in Osnabrück die Untersuchungen zu Arten dieser Gattung begonnen hatte.
Ein besonderes Beispiel war die Besiedlungsgeschichte der Ödlandschrecken der Kanarischen Inseln. So wurde die älteste Art einer anderen Heuschreckengattung auf Fuerteventura gefunden, welche sich am nächsten zum Festland befand und somit das erwartete Verbreitungsmuster beschrieb. Bei den neun auf den Kanaren vertretenen Oedipodinen stellte sich jedoch durch weitere molekulare Untersuchungen heraus, dass es sich bei sieben Arten um Eininselendemiten handelte – Arten, die nur an einem Ort (Insel) vorkommen. Zudem waren alle Arten genetisch sehr divers. Die erwartete Inselradiation blieb aus. Eine Antwort darauf könnten häufige Aussterbeereignisse liefern, die oft mit der Besiedlung neuer Lebensräume einhergehen. Es ist also wahrscheinlich, dass Sphingonotus die Kanaren in mehreren Wellen von Afrika, aber auch von Europa aus besiedelt hat. Dabei starben nach jeder Besiedlungswelle einige Arten wieder aus und andere differenzierten sich im Laufe der Zeit.
Anhand der Sphingonotus cearulans Gruppe zeigte Martin Husemann uns im Anschluss die Besiedlung Europas nach den Eiszeiten. Die Art überdauerte die Eiszeiten in verschiedenen Refugien, wie zum Beispiel der Iberischen Halbinsel und anderen Regionen im Mittelmeerraum. Dadurch sorgte geografische Isolation zur Differenzierung von Sphingonotus cearulans in mehrere Unterarten. Nach den Eiszeiten und der Rekolonialisierung Europas kommen nun einige Linien sympatrisch vor. Auch bei anderen Gruppen der Ödlandschrecken zeigten sich die Eiszeiten als Evolutionsmotor und führten sogar zum Entstehen von komplett neuen Arten.
Im abschließenden Teil des Vortrags wurden mehrere Isolationsmechanismen bei der Reproduktion dargestellt, die überhaupt erst das Aufspalten und Entstehen von neuen Arten ermöglichen. Anhand dieser Mechanismen wurde die Differenzierung verschiedener Ödlandschrecken versucht nachzuweisen. Begonnen wurde mit der prägamen Isolation, die eine Inhibition bei der Partnerwahl beschreibt. Bei Heuschrecken wird die akustischen Kommunikation – dem Gesang der Männchen zum Werben um Geschlechtspartner – meist als erster Isolationsfaktor vermutet. Der Gesang kann dabei auf verschiedene Weisen beeinflusst werden. Zum einen durch mechanische Veränderungen der Beschaffenheit der für den Gesang verantwortlichen Strukturen und zum anderen durch eine Veränderung des Gesangs selber. Bei der postgamen präzygoten Isolation kommt es zu einer morphologischen Veränderung der Genitalstrukturen, wodurch die Fortpflanzung direkt unterbunden wird. Bei den Ödlandschrecken wurde dieser Mechanismus jedoch selten belegt.
All diese Untersuchungen waren nur möglich durch das Sammeln von Vergleichstieren im Freiland, sowie durch das zurückgreifen auf präparierte Tiere aus Sammlungen, wie der des Zoologischen Museums in Hamburg. Besonders in der Evolutionsbiologie, aber auch in anderen Bereichen, wie der Verhaltensbiologie und der Genetik sind wir also weiterhin stark auf umfassende wissenschaftliche Sammlungen angewiesen. Sie sind nicht nur ein essentieller Bestandteil zum erlangen neuer Erkenntnisse durch wissenschaftliche Forschung, wie die von Martin Husemann, denn wissenschaftliche Sammlungen dokumentieren nachhaltig das Leben auf unserer Erde und sind eine wichtige Requisite für die universitäre und gesellschaftliche Bildung.
Am 05.02.2019 fand im Rahmen des OSBG Kolloquiums erstmals ein Vortrag zum Thema Invasionsbiologie statt. Dozent war Prof. Dr. Jonathan Jeschke vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei in Berlin. Der Vortrag beschäftigte sich hauptsächlich mit den theoretischen Hintergründen der Etablierung neuer Arten, diese wurden von Prof. Jeschke aber immer wieder anhand anschaulicher Beispiele veranschaulicht.
Neue Organismen müssen nicht zwingend invasiv sein, wie bereits zu Beginn des Vortrages klar gestellt wurde. Arten, die neu in ein Ökosystem hinein gelangen, können unter Umständen auch keine oder sogar positive Folgen für das selbige haben. Als invasiv werden sie erst bezeichnet, wenn sie abhängig von der jeweiligen Betrachtungsweise ökologische, ökonomische oder medizinische Probleme verursachen. Im aktuellen, vom Menschen geprägten Erdzeitalter, dem sogenannten „Anthropozän“ tauchen neue Organismen immer häufiger in den unterschiedlichsten Ökosystemen auf. Dies kann auf natürlichem Wege geschehen, aber auch vom Menschen direkt (z.B. absichtlicher oder unabsichtlicher Transport auf Schiffen) oder indirekt (z.B. durch den Klimawandel) begünstigt werden.
Um zu bewerten, ob ein neuer Organismus das Potential hat, als „Bedrohung“ für ein spezifisches Ökosystem zu gelten, kommt es auf mehrere Punkte an. Wichtig sind vor allem die Art und Weise in welcher er sich ausbreitet, der Invasionserfolg und die Auswirkungen der Art auf das Ökosystem. So kann eine Art zwar in großer Anzahl in einem Gebiet vertreten, aber aufgrund ihrer Lebensweise unproblematisch sein. Eine andere kann unter Umständen mit nur wenigen anwesenden Individuen erhebliche Schäden anrichten. Eine Bewertung aller Faktoren ist demnach unerlässlich um zu entscheiden, ob regulierende Maßnahmen erforderlich sind und wie diese gegebenenfalls auszusehen haben.
Als neue Organismen gelten nicht nur Wirbeltiere oder Insekten. Auch Pathogene können, vor allem durch Transporte von Haus- und Nutztieren sowie Saatgut mittlerweile große Distanzen überwinden und in neuen Gebieten erhebliche Schäden anrichten. Ein Beispiel wäre hier die „Krebspest“ (Aphanomyces astaci), die mittlerweile eine große Bedrohung für den Europäischen Flusskrebs (Astacus astacus) darstellt. Die Krankheit wurde mit immunen amerikanischen Flusskrebsarten in europäische Zuchtanlagen gebracht. Entkommene Krebse breiteten sich in heimischen Gewässern aus und brachten ihre europäischen Verwandten mit den für sie fatalen Erregern in Kontakt. Ein weiteres Beispiel ist der aus Asien stammende Pilz Batrachochytrium dendrobatidis, der vor allem in Mittel- und Südamerika mittlerweile das Aussterben zahlreicher Amphibienarten maßgeblich verursacht hat.
Um das weitgestreute Netzwerk an wissenschaftlichen Theorien, Ansätzen und Methoden, welche sich mit invasionsbiologischen Fragestellungen beschäftigen, greifbarer zu machen stellte Prof. Jeschke noch das interaktive Webportal hi-knowledge.org vor. Das von ihm mitentwickelte Tool stellt bereits vorhandene Forschungsergebnisse in einer nach Hypothesen geordneten Netzwerkansicht dar. Diese ermöglicht es, den Zusammenhang aller größeren Theorien und einzelnen Hypothesen innerhalb eines Forschungsgebietes sichtbar zu machen. Ein solches Tool kann sowohl in der themenspezifischen Recherche, als auch beim Erstellen von literaturbasierten Metaanalysen sehr hilfreich sein. Bisher ist die Datenbank von hi-knowledge noch auf den Bereich der Invasionsbiologie beschränkt, das Konzept ließe sich zukünftig aber auch auf jeden anderen Forschungsbereich ausdehnen.
Der Vortrag von Prof. Jeschke war mit einem Einblick in die theoretischen Aspekte der ökologischen Forschung und der Vorstellung eines komplett neuartigen Tools gleich doppelt interessant.
Videoaufzeichnung und Vortragsfolien stehen aufgrund der Aktualität des Themas leider nicht zur Verfügung.
Am 24. Januar durften wir Herrn Professor Dr. Rainer Willmann bei uns in Osnabrück zu einem Vortrag begrüßen. Der Titel des Vortrags lautete „Die Korallenriffe der Seychellen - bedrohte Paradiese in Zeiten des Klimawandels“. Herr Willmann ist seit 1993 Inhaber des Lehrstuhls für Morphologie, Systematik und Evolutionsbiologie am Institut für Zoologie und Anthropologie in Göttingen. Seine Forschung betreibt er primär auf den Inseln der Seychellen und dokumentiert dort den Zustand der Korallenriffe.
Korallenriffe zählen zu den artenreichsten und gleichzeitig empfindlichsten Ökosystemen der Welt. Sie entstehen durch Kalkablagerungen von kalkabscheidenden, in Kolonien lebenden Steinkorallen, die zu den Cnidaria (Nesseltieren) gehören. Hierbei siedeln sich zuerst Larven an, die sich zu Polypen weiterentwickeln. Anschließend besiedeln einzellige Algen (Dinoflagellaten, die oft als Zooxanthellen bezeichnet werden) die Wände des Innenraums der Polypen, die den Korallen ihre Farbe verleihen. Auch die Kalkskelette abgestorbener Korallen tragen zur Bildung von großen Riffen bei. Die Korallenriffe bieten unzähligen Tieren einen sicheren Lebensraum wie beispielsweise vielen verschiedenen Fischarten, Krebsen und Weichtieren.
Korallen sind auf eine Symbiose mit den Zooxanthellen angewiesen. Die Korallen bieten den Algen einen sicheren Lebensraum, während diese wiederum den Korallen Glucose und Sauerstoff zur Verfügung stellen.
Herr Prof. Dr. Willmann ging in seinem Vortrag stark darauf ein, dass das größte Problem für die Korallenriffe die globale Erwärmung darstellt. Erhitzt sich die Wassertemperatur nur um wenige Grad, geraten die Korallen unter Stress und stoßen daraufhin ihre mit ihnen in Symbiose lebenden Zooxanthellen ab. Dies geschieht innerhalb weniger Stunden. Die Koralle wird weiß, was namensgebend für das Phänomen der Korallenbleiche ist. Kühlt sich die Temperatur innerhalb weniger Wochen wieder ab, können sich die Korallen erholen und ihre Haut kann erneut Algen aufnehmen. Dies ist jedoch selten der Fall. Als Konsequenz verhungern die meisten Korallen und sterben ab. Zurück bleiben weiße, tote Wüsten, die den meisten Tieren keinen Lebensraum mehr bieten können.
Dies ist auf den Seychellen zum Glück noch nicht eingetreten. Herr Prof. Dr. Willmann konnte in seinen jahrelangen Studien vor Ort zwar einen deutlichen Rückgang der Korallenkolonien und Korallenarten feststellen, nicht jedoch der Korallenriffe. Teilweise war eine langsame Erholung einiger Korallenarten nach der großen Korallenbleiche von 2016 zu beobachten, andere Arten wiederum konnten sich jedoch nicht erholen. Es liegt also an jedem einzelnen von uns, etwas für diese Ökosysteme und den Erhalt möglichst aller Arten zu tun und gegen den Klimawandel zu kämpfen.
Dr. Marcus Schmitt (04.12.18): „Wann ist eine Maus eine Maus? – Zoologisches zu einem alltäglichen Begriff“
Wir von OSBG konnten am 04.12.18 Dr. Marcus Schmitt, Mitarbeiter der „Noch-Abteilung“ Allgemeine Zoologie der Universität Duisburg-Essen für einen Vortrag im Rahmen unserer Anfang diesen Jahres gestarteten Vortragsreihe gewinnen. Er hielt einen Vortrag mit dem Titel „Wann ist eine Maus eine Maus? – Zoologisches zu einem alltäglichen Begriff“. Mit dem Titel geht schon die zentrale Frage dieses Vortrages einher – was bezeichnen wir gemeinhin als „Maus“, und was davon wird berechtigterweise als „Maus“ bezeichnet? Gibt man den Begriff „Maus“ in der Suchleiste bei Google oder einer anderen beliebigen Internetsuchmaschine ein, erscheinen die verschiedensten Dinge – elektronische Kleingeräte, Plüschtiere, Fotos von pelzigen Kleinsäugern und Panzer.
Taxonomische Einordnung
Was im Deutschen einfach nur Mäuse sind, sind im Englischen „bats“, „shrews“, „dormice“, „voles“, „elephant shrews“ und „mice“. Taxonomisch gesehen befinden wir uns in der Klasse der Mammalia, also Säugetiere, mit den verschiedenen untergeordneten Taxa Microchiroptera (Fledermäuse), Soricidae (Spitzmäuse) und Gliridae (Bilche/ Bilchmäuse), die im Deutschen eben alle den Begriff „Maus“ im Namen tragen. Dabei sind dies nicht einmal Nagetiere. Spitzmäuse beispielsweise sind unterirdisch lebende Insektenfresser, die zusammen mit Igel und Maulwurf den Eulipotyphla zugeordnet werden. Unter den Nagetieren befinden sich ebenfalls verschiedenste Vertreter, die alle als Mäuse bezeichnet werden – Wühlmäuse (Arvicolinae), Rüsselspringer (Macroscelididae) und die Langschwanzmäuse (Muridae). Letztere werden auch als „Echte Mäuse“ bezeichnet und tragen somit den Namen „Maus“ als einzige zu recht. Es gibt unter den Langschwanzmäusen ca. ca. 730 Arten weltweit, nur 9 Arten findet man in Deutschland (z.B. Waldmaus, Hausmaus). Charakteristisch sind der namensgebende lange Schwanz sowie große Augen und Ohrmuscheln. Zu den Langschwanzmäusen zählen auch Ratten. Eine über den Weg huschende Wanderratte als „Maus“ zu bezeichnen, ist also wiederrum taxonomisch gesehen korrekt.
Mäuse in der Gewölleforschung
Gewölle sind unverdauliche Reste an Nahrung, die von dem jeweiligen räuberischen Tier „ausgespuckt“ werden. Bei Eulen gehören dazu Haare bzw. Federn der Beutetiere und Knochen. Anhand dieser Beutetiere erfährt man neben dem Beutespektrum für die betreffende Eulenart, hier vorgestellt meist die Schleiereule, natürlich auch etwas über die Kleinsäugerpopulation rund um den Fundort des Gewölles. Die Schleiereule Tyto alba eignet sich besonders gut als Untersuchungsobjekt, da sie auf allen Kontinenten verbreitet ist und somit die erhobenen Daten weltweit vergleichbar sind. Die Methode der Gewölleuntersuchung ist vergleichsweise alt (Nachweise existieren seit dem frühen 19. Jhd.) und wird heute auch in allen Teilen der Welt von vielen Forschern angewendet.
Von vorrangigem Interesse sind die Schädelknochen in einem Gewölle. Anhand von Ober- und Unterkiefer lassen sich die Kleinsäugerarten gut auseinander halten. Je nach Anordnung und Aussehen der Zähne bzw. Größe und Form des Schädels lassen sich die meisten Arten sehr gut bestimmen. In einem Gewölle lassen sich ein bis zehn Schädel finden, im Durchschnitt wohl drei bis vier. Durch die Bestimmung der Arten erhält man einen Überblick über die verschiedenen Populationen an Kleinsäugern und kann so z.B. das Beutespektrum einer urban nistenden Schleiereule mit dem eines eher rural nistenden Individuums vergleichen. Dr. Schmitt selbst betreut Gewölleuntersuchungen von Sammelstandorten z.B. in Dorsten, Gelsenkirchen, Recklinghausen, Dortmund und Bergkamen. Die erhobenen Daten fließen zum Beispiel in den Atlas der Säugetiere Nordrhein-Westfalens und mit in Verbreitungskarten einzelner Arten. Zudem ist die Methode sehr gut geeignet für Bachelor- bzw. Masterarbeiten im Rahmen des Erlangens eines solchen akademischen Titels. Bisher wurden unter Anleitung von Dr. Schmitt ca. 24000 Beutetiere festgestellt, ca. 7400 Gewölle untersucht und das an über 40 Standorten, teilweise über Jahrzehnte.
Dabei wurden wichtige Daten erhoben, die zunehmend an Bedeutung gewinnen – auch in der Bewertung des Gefährdungsstatus der Kleinsäugerarten in NRW.
von Charlotte Holtzum
Ein Video des Vortrages ist auf dem OSBG Youtube Account zu sehen.
Biodiversität und Naturschutz im Raum Osnabrück
Am 13. November 2018 berichteten mit Andreas Peters, Hendrik Spiess und Holger Oldekamp drei langjährige Vorstandsmitglieder des NABU Osnabrück e.V. über die Bedrohung und den Schutz der biologischen Vielfalt unserer Region. Einige Inhalte ihrer Vorträge werden im nachfolgenden Artikel dargestellt. In voller Länge sind die Beiträge auf unserem Youtube-Kanal zu sehen.
1. Biologische Vielfalt am Beispiel der Naturschutzflächen des NABU Osnabrück
Betrachtet man schützenswerte Biotope in unserer Region, so werden diese von zwei Umweltfaktoren entscheidend geprägt – ihrer Feuchtigkeit und ihrer Nährstoffverfügbarkeit. Moore beispielsweise zeichnen sich durch ihre Nährstoffarmut und extrem hohe Feuchtigkeit aus. Hier wachsen ausschließlich Spezialisten wie Torfmoose, oder der rundblättrige Sonnentau, der einem Nährstoffmangel dank tierischer Mahlzeiten entgeht. Das Überleben solcher an Extremstandorte angepassten Arten ist direkt an Erhalt der entsprechenden Biotoptypen gebunden.
Doch wieso sind ausgerechnet viele Feuchtstandtorte und solche, die durch Nährstoffarmut geprägt sind, so gefährdet? Die Hauptursache ist hier sicherlich die landwirtschaftliche Nutzbarmachung und anschließend intensivierte Nutzung der Flächen. Im Zuge der „Flurbereinigung“ wurden in Niedersachsen großräumige Entwässerungssysteme geschaffen und somit viele Feuchtgebiete trockengelegt. In den Mooren fand und findet außerdem eine aktive Abtorfung statt. Die übrigen Moorgebiete geraten auf anderem Wege unter Druck: Durch intensive Düngung gelangen Nährstoffe über das Grundwasser ins Moor. Auch der Eintrag von Stickstoffverbindungen aus der Luft hat zugenommen. Dadurch werden an Nährstoffarmut angepasste Pflanzenarten schnell von konkurrenzstärkeren verdrängt und die Moorgebiete wachsen mehr und mehr zu. Dieses Problem der Eutrophierung gilt ebenso für die trockeneren nährstoffarmen Standorte.
Wie der Abbildung zu entnehmen ist, sind jedoch auch andere Biotoptypen durch menschliche Aktivitäten gefährdet. Auwälder und offene Gewässer beispielsweise sind zu großen Teilen durch Eindeichung und Uferbefestigung verloren gegangen. Viele Wiesenstandorte, die zumeist durch extensive Bewirtschaftung entstanden sind, fallen heute der Aufforstung oder dem Umbruch zu Ackerland zum Opfer.
Doch wo finden wir nun solche bedrohten Biotope in der Region und wie kann man zu deren Schutz beitragen? Um diese Fragen zu beantworten lohnt ein Blick auf die vom NABU betreuten Flächen, die in ihrer Vielfalt quasi alle in Abbildung 1 dargestellten Biotoptypen abdecken. Das vermutlich umfangreichste Betreuungsgebiet ist das Venner Moor, einige Kilometer nordöstlich von Osnabrück. Durch das Verfüllen von Gräben und Entfernen von Gehölzen soll hier eine Wiedervernässung ermöglicht werden. Ist der Grundwasserspiegel im Moor einmal hoch genug, können sich die speziell angepassten Pflanzen, wie die Torfmoose, dort wieder ausbreiten. Auch für die Tierwelt erhofft man sich von der Renaturierung einen positiven Effekt. So finden sich in intakten Moorgebieten viele bedrohte Arten, wie etwa der Moorfrosch, die Kreuzotter, oder die Torf-Mosaikjungfer.
Auch die anderen, in der obigen Abbildung dargestellten Biotoptypen können auf Flächen des NABU Osnabrück gefunden werden. So betreut der Verein beispielsweise Röhrichte im Feuchtgebiet Gretesch, einen Kalktrockenrasen am Bröckerweg und Heide- und Magerrasenreste in Hollage.
2. Der NABU – Die Naturschutzmacher
Schon seit 1911 ist der NABU mit einem Ortsverein in Osnabrück Tätig. Die Tätigkeiten des Vereins, welche sich in der Zwischenzeit immer wieder verändert haben, lassen sich heute in drei große Bereiche einteilen. Diese werden im Folgenden kurz dargestellt:
Praktischer Naturschutz
Der praktische Naturschutz war schon immer ein wichtiger Aspekt des NABU. Neben den im vorigen Abschnitt dargestellten Biotopschutz sind hier auch Maßnahmen des Artenschutzes zu nennen, etwa das Aufstellen und Betreuen von Krötenzäunen oder der Bau von Nisthilfen. Als Grundlage für eine Beurteilung von Schutzbedarf und –erfolg führt der NABU Osnabrück außerdem Kartierungen und Langzeiterfassungen von einigen Pflanzen und Tieren durch.
Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung
Mit der Verbandszeitschrift „Naturschutz-Informationen“ berichtet der NABU Osnabrück gemeinsam mit anderen Naturschutzverbänden 2018 im 34. Jahrgang über seine Arbeit und viele naturschutzrelevante Themen aus der Region. Daneben organisieren engagierte Vereinsmitglieder jedes Jahr Exkursionen, um über die Bedeutung intakter Natur aufmerksam zu machen und das Interesse von Bürgerinnen und Bürger zu wecken. Auch Fachvorträge, etwa zum Thema Wolf, gehören zum Repertoire des NABU Osnabrück. Desweiteren werden jedes Jahr auch größere Veranstaltungen und Feste organisiert, um Mitglieder zu werben oder Spenden für die Naturschutzarbeit zu sammeln. Um gerade junge Menschen für die Natur und Umwelt zu sensibilisieren soll zukünftig eine NABU-Kindergruppe wieder etabliert werden und auch eine NABU-Hochschulgruppe ist im Gespräch.
Anwalt der Natur
In Deutschland gibt es eine ganze Reihe von Naturschutzgesetzen, die den Erhalt unserer biologischen Vielfalt sichern sollen. Allerdings gilt bei der Umsetzung dieser Gesetze: Wo kein Kläger, da kein Richter! Es hat sich oft als notwendig erwiesen, Bauvorhaben in der Region genau zu prüfen und wenn nötig gerichtliche Verfahren anzustreben, um die Einhaltung von geltendem Naturschutzrecht tatsächlich zu gewährleisten.
3. Der Wolf
Dass der Wolf in Niedersachsen einmal heimisch gewesen sein muss, zeigen nicht nur typische Namen wie „Wolfenbüttel“ oder „Wolfsburg“, sondern auch historische Berichte und Karten. Denen ist beispielsweise zu entnehmen, dass es im 17. Jhd. in Niedersachsen um die 90 Rudel gegeben haben muss. Der wachsenden Bevölkerungszahl und dem steigenden Jagddruck konnte der Wolf jedoch nicht standhalten und wurde in Nordwestdeutschland vollständig ausgerottet.
Dass der Wolf heute nach Niedersachsen zurückgekehrt ist, kann aus Natur- und Artenschutzsicht als großer Erfolg gefeiert werden. In großen Teilen der Bevölkerung rechnet man allerdings mit dem Schlimmsten: Nutztierhalter würden durch ständige Übergriffe von Wölfen auf ihre Tiere in den Ruin getrieben und das Betreten von Wäldern lebensgefährlich werden. Außerdem würde man, so wird oft argumentiert, ohne gelegentliche Abschüsse bald einer Überpopulation des Wolfes gegenüber stehen. Und überhaupt verliere der Wolf ja die Angst vor dem Menschen und ginge bald in Siedlungen aus und ein. Diese Fehlvorstellungen sind sicherlich geprägt durch das grundsätzlich negative Image, dass der Wolf traditionell in unserer Gesellschaft hat. Zusätzlich genährt werden solche Ängste aber auch durch fehlendes Wissen über Verhalten und Populationsökologie des Wolfes. Diesem Umstand versucht der NABU durch seine Öffentlichkeitsarbeit entgegenzuwirken.
Grundsätzlich ist es wichtig zu wissen, dass es in Ostdeutschland schon seit einer ganzen Weile wieder Wölfe gibt, ohne dass es dort zu für Menschen bedrohlichen Zwischenfällen gekommen ist. Von Osten her breiteten sich die Wölfe dann allmählich Richtung Nordwesten aus. Der Grund dafür ist eine ganz normale Populationsdynamik: Mit dem dritten Lebensjahr verlassen die jungen Wölfe ihr Rudel, um eigenständig nach einem Partner oder einem Revier zu suchen. Sind in einer Region alle Reviere besetzt, ziehen die Tiere ab. Eine „Überpopulation“ in einem Gebiet wird dadurch ganz natürlich verhindert.
Beim Durchstreifen unserer Landschaft ist es für die Wölfe unmöglich, menschlichen Bebauungen zu entgehen. Autobahnen und Bahntrassen zerschneiden das Land und stellen für den Wolf, wie übrigens auch für viele andere Tiere, lebensgefährliche Hindernisse dar. Seit 2000 wurden knapp 140 Verkehrstode von Wölfen registriert. Sichtungen in oder nahe an menschlichen Siedlungen gab es dagegen nur wenige, ein Zeichen dafür, dass selbst die unerfahrenen Jungwölfe auf ihren weiten Wanderungen den Menschen meiden. Begegnung mit älteren Tieren oder gar einem Rudel sind noch unwahrscheinlicher.
Wo also die Wölfe offensichtlich nicht dazu neigen, wie in manchem Märchen dargestellt, Menschen zu verspeisen, stellt sich natürlich die Frage, wovon die großen Raubtiere hierzulande leben? – Ein ausgewachsener Wolf benötigt schließlich mehrere Kilogramm Fleisch pro Tag. Um die Nahrungsgewohnheiten deutscher Wölfe aufzudecken wurden im Zeitraum von 2001 bis 2016 Kotproben gesammelt und analysiert. Das Ergebnis mag so manchen Wolfsgegner verblüffen: Rund die Hälfte (52,7%) der Biomasse im Kot geht auf Rehe zurück und immerhin fast ein Fünftel (17,6%) auf Wildschweine. An Dritter und Vierter Stelle stehen Rot- und Damhirsch (jeweils 15,1% und 6,3%). Nutztiere konnten ebenfalls nachgewiesen werden, machten allerdings im Schnitt nur 1,1% der Biomasse in den Kotproben aus.
Nun ist es nicht von der Hand zu weisen, dass der Wolf, wenngleich er offensichtlich nicht auf Nutztiere als Nahrung angewiesen oder gar spezialisiert ist, bei einigen Nutztierhaltern einen großen wirtschaftlichen Schaden angerichtet hat. Dringt ein Wolf in eine Weide ein, tötet er in der Regel nämlich gleich mehrere Tiere, ohne diese zu fressen. Man würde dem Wolf allerdings Unrecht tun, ihm deswegen einen blutrünstigen Charakter zu unterstellen. In natürlichen Situationen schnappt ein Wolf sich seine Beute, die restlichen potentiellen Beutetiere fliehen, die Jagd ist beendet. Auf einer eingezäunten Weide können nun aber die anderen Beutetiere nicht entweichen, sondern rennen panisch hin und her. Dies löst beim Wolf vermutlich immer wieder einen Jagdtrieb aus, und veranlasst ihn, den Tieren nachzustellen. Unabhängig davon, was auf so einer Weide vonstattengeht ist es natürlich wichtig, Nutztierhalter entsprechend zu entschädigen, was in Deutschland bereits gängige Praxis ist. Noch wichtiger ist, es gar nicht erst zu solchen Zwischenfällen kommen zu lassen. Dafür genügt in den meisten Fällen vermutlich ein „wolfssicherer“ Zaun, noch effektiver sind Herdenschutzhunde. Denn Wölfe reißen Schafe nicht, weil sie anderswo keine Nahrung finden, sondern schlicht deswegen, weil es ihnen hier besonders einfach gemacht wird. In Rund 74% der in Niedersachsen 2018 gemeldeten Fälle von Nutztierrissen war der gesetzlich empfohlene Mindestschutz nicht vorhanden. Dabei wird die Einrichtung dieses Grundschutzes derzeit vom Land gefördert.
Schlussendlich ist also zu betonen, dass Wolf und Mensch sehr wohl nebeneinander in Deutschland existieren können. Die Gefahren, die angeblich von der Rückkehr dieses Tieres ausgehen entpuppen sich bei genauerer Betrachtung als unrealistische Ängste, vermutlich gestärkt durch Mythen und Märchen. Und auch das reale Problem der nutztierrisse ist weniger ein Argument für den Abschuss von Wölfen, als vielmehr eines für die Etablierung eines effektiveren Herdenschutzes, wie er in anderen Ländern zum Teil schon immer praktiziert wird. Immerhin geht es beim Erhalt der Wölfe in Deutschland nicht um einen Selbstzweck, sondern vielmehr um eine Maßnahme des Natur- und Artenschutzes, von der viele Ökosysteme als Ganzes profitieren könnten.
4. Naturschutz braucht Aktive! – Kontaktdaten des NABU Osnabrück e.V.
So vielfältig die Betätigungsfelder des Vereins sind, so vielfältig sind auch die Möglichkeiten sich dort zu engagieren. Und dieses Engagement ist ungemein wichtig, denn der NABU Osnabrück wird, abgesehen vom Geschäftsführer, nur durch ehrenamtliche Helfer getragen. Neuzugänge sind daher stets herzlich willkommen!
Bei Interesse melde dich gerne im Naturschutzzentrum (siehe unten), oder bei mir persönlich.
Anschrift Naturschutzzentrum: Klaus-Strick Weg 10, 49082 Osnabrück
Mail: nabu-os@osnanet.de
Tel: 0541-589184
Jonas Boldt (Jugendsprecher): jboldt@uni-osnabrueck.de
Am 04.07.2018 reiste Dr. Dominik Zak aus Aarhus an, um einen Vortrag zum Thema Moorrenaturierung mit dem prägnanten Titel „Ein Moor kann man nicht reparieren, da hilf viel Wasser nur?“ zu halten. Nachdem er zunächst mit einigen negativen Vorurteilen gegenüber Mooren, die wegen ihrer düsteren Optik oft wesentlich weniger beliebt sind, als beispielsweise eine Flussaue, gab er einen kurzen Überblick über die Nutzung von Mooren in Deutschland. Über 95% der Moore in Deutschland sind bisher zu Landgewinnung und / oder Torfabbau trockengelegt worden.
Die vielleicht relevanteste Folge der Trockenlegung eines Moores ist der Wechsel von einer niedrigen Primärproduktion in Verbindung mit einem geringen Nährstoffangebot zur umgekehrten Situation. Ein intaktes Moor stellt eine Senke für Kohlenstoff, Stickstoff und Phosphor dar, die in den wachsenden Torfen langfristig gespeichert werden. Aus einem trockengelegten Moor werden diese wieder freigesetzt. Dies führt zum einen zum Verlust dieses einzigartigen Lebensraumes für Organismen, die auf eine nährstoffarme Umgebung angewiesen sind und zum anderen durch den Stoffaustrag aus dem trockengelegten Moor zu einer Eutrophierung anderer Lebensräume, in denen sich die freigesetzten Stoffe ablagern.
Im weiteren Verlauf des Vortrages gab Dr. Zak Vorschläge, wie eine mögliche Renaturierung trockengelegter Moorflächen auf kommunikativer, wissenschaftlicher und praktischer Ebene ablaufen sollte. Dabei müssen Fragen gestellt werden wie: Welche Bodenschichten müssen angegangen werden? Reicht die schlichte Wiedervernässung um ein Moor „wiederauferstehen“ zu lassen? Beeinflusst der Oberbodenabtrag die Nährstoffkonzentrationen und –freisetzung im Moor? Haben schwach entwässerte Moore in ihrem jetzigen Zustand auch einen Wert? Und weitere. Einige dieser Fragen konnten im Laufe des Vortrages beantwortet werden, andere blieben zunächst zur weiteren Forschung im Raum stehen.
Ein kleines Fazit zur Moorrenaturierung konnte jedoch gezogen werden:
1. Wir brauchen die Moorvernässung zur Lösung drängender Umweltprobleme, z.B. Reduzierung von Stoffeinträgen in die Gewässer!
2. Wir müssen akzeptieren das die Wiederherstellung von landschaftsökologischen Funktionen Zeit benötigt!
3. Konflikte innerhalb des Moorschutzes lassen sich vermeiden, durch Setzen realistischer Ziele vor einer Vernässung und der Akzeptanz von „Nebenwirkungen“.
4. Oberbodenabtrag ermöglicht das Erreichen von Zielen innerhalb von Legislaturperioden!
5. Einige Wissenslücken müssen noch gefüllt werden, z.B. Nutzung von vererdeten Torfen zur Reduzierung der Vernässungskosten.
6. Konflikte sind oft auch Grundlage für die Optimierung des aktiven Moorschutzes!
von Felix Przesdzink
Das „Große Heilige Meer“ ist der größte natürlich entstandene See Nordrhein Westfalens und Standort einer Außenstelle des LWL Museums für Naturkunde in Münster. Die Station koordiniert Forschung, Landschaftsmanagement und Umweltbildung im Gebiet und ist einer der ersten Kooperationspartner der OSBG. Am 29.05.2018 war Dr. Heinrich Terlutter, der Leiter der Station, zu Gast um über „Naturschutz, Forschung und Umweltbildung in einer oligotrophen Gewässerlandschaft“ am Beispiel des Heiligen Meeres zu referieren.
Der See entstand vor vielen Jahrhunderten durch einen sogenannten Erdfall. Das Sediment unter der Region besteht teils aus wasserlöslichem Anhydrit. Trifft Grundwasser im Boden auf dieses Anhydrit, löst es sich und ein Hohlraum entsteht. Im Falle des Heiligen Meeres ist dieser Hohlraum eingebrochen und die darüber liegenden Sedimentschichten nachgerutscht, was zum Entstehen des Erdfalls geführt hat. Dieser füllte sich anschließend schnell mit Grund- und Regenwasser und es bildete sich ein See.
Lange war dies ein oligotrophes (nährstoffarmes) Gewässer. Im Laufe der Zeit führte die natürliche Gewässerentwicklung in Kombination mit erheblichem Nährstoffeintrag aus dem umliegenden intensiv genutzten Agrarland jedoch zu einer zunehmenden Eutrophisierung (Nährstoffanreicherung) des Gewässers. Den früheren Zustand zeigt noch heute der benachbarte „Erdfallsee“, der wesentlich später entstanden ist und sich somit noch in einem früheren Stadium des gleichen Prozesses befindet.
Das umliegende Naturschutzgebiet „Heiliges Meer“ umfasst neben diesen beiden Seen ein vielfältiges Mosaik aus Schilfgürteln, Heide, Bruchwald, Wiesen und Mischwald, das eine für seine Größe erstaunliche Artenvielfalt beherbergt. 350 Gefäßpflanzenarten, 55 Brutvogelarten, 67 Wildbienenarten und 1146 Käferarten wurden beispielsweise über die letzten Jahrzehnte dort nachgewiesen, wobei nicht mehr alle Arten heute noch zugegen sind. Mit der Veränderung des Gebietes, speziell der Seeeutrophierungen im Laufe der Zeit, wechseln auch die dort lebenden Arten. Einige wandern zu, andere ab. Dies führt in Kombination mit der sehr heterogenen Landschaft auf lange Zeit zu so erstaunlichen Zahlen.
Die Station selbst bietet neben einer Dauerausstellung zum Gebiet auch Kurse zu den wichtigsten Artengruppen im Gebiet und der Region an, in denen man sein Wissen zu Bestimmung, Ökologie und Verhalten der jeweiligen Tiere und Pflanzen vertiefen kann. Kursräume, Ausrüstung und Ruderboote stehen auf Anfrage für Forschungs- und Bildungsprojekte zur Verfügung.
von Felix Przesdzink
Prof. Dr. Heribert Hofer, Direktor des Leibniz Instituts für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin, eröffnete am 03.05.18 den dritten Vortrag der OSBG mit dem Titel „Das gestörte Wildtier oder der belästigte Mensch? – Warum Biodiversität wichtig ist und wie wir ihren Erhalt im Denken und Handeln der Menschen verankern“. Die Fragen, die sich aus dem Untertitel stellen, bildeten auch den Kern des Vortrages. Warum ist biologische Vielfalt wichtig? Warum „weiß“ das niemand, der politisch handelt, so dass sie dennoch zerstört wird? Wie schaffen wir es, das zu ändern? Nach einer allgemeinen Erläuterung der ersten Fragen, ging Prof Hofer auf die letzte am Beispiel des eigenen Institutes ein, das sich zum Ziel gesetzt hat, die Anpassungsfähigkeit von Wildtieren unter Beteiligung aller davon Betroffenen zu verbessern.
Warum ist Biodiversität wichtig?
Für den Biologen oder Naturbegeisterten an sich ist die biologische Vielfalt schon um ihrer selbst willen schützenswert. Für den Großteil der Bevölkerung trifft dies jedoch nicht zu. Hier zählt eher: Wie nützt mir die Vielfalt? Zum einen nützt die Vielfalt der Nutzorganismen – von Getreide über Vieh bis hin zu Riesenbeutelratten, die zur Minensuche eingesetzt werden – durch vielfältige Einsatz – und Nutzungsmöglichkeiten. Aber auch nicht auszubeutende, natürliche Systeme stellen sogenannte „Ökosystemdienstleistungen“ bereit wie z.B. Luft & Wasserreinigung, Stoffspeicherung, Bodenaufbereitung, Bestäubung und viele mehr. Eine Bezifferung dieser Dienstleistungen würde das globale BSP von 50 Trillionen € überschreiten, was den Erhalt der Biodiversität auch zum wirtschaftlichen Ziel machen sollte – zumindest global und langfristig betrachtet und über den kurzfristigen eigenen Profit hinausgedacht.
Warum wird sie dennoch zerstört?
Ganz entgegen dieser Ideale befinden wir uns momentan in der größten Aussterbewelle seit dem Verschwinden der Dinosaurier vor 65 Millionen Jahren. Den meisten Menschen ist das weder bewusst, noch versuchen sie etwas daran zu ändern. Daten über die Situation liegen bei den Biologen, werden aber nur unzureichend an die Bevölkerung weitergegeben und propagiert – laut Prof. Hofer treten drei Probleme auf. Das Verständnisproblem: Die Bedeutung der Dimension der Situation ist auch vielen Wissenschaftlern, die nicht direkt am Thema forschen, nicht klar, obwohl von diesen erwartet wir „Bescheid zu wissen“. Das Kenntnis Problem: Wissenschaftler fehlt es an Kenntnis der Prinzipien, mit denen Erfolg in politischen und gesellschaftlichen Diskussionen erreicht wird. Sie argumentieren fast ausschließlich rational indem sie Daten präsentieren. Um in Diskussionen über die Macht – die zur Veränderung der Situation notwendig ist – erfolgreich zu sein, muss jedoch auch die Redekunst in Form von Rhetorik, Mimik und Gestik gut ausgeprägt sein. Zuletzt das Kommunikations Problem: Da vielen Wissenschaftlern die Fähigkeit zur politischen Argumentation fehlt und sie kein Verständnis für das rational unsinnige Handeln der Akteure haben, reden sie nur mit Gleichgesinnten. Es findet kein Austausch zwischen ihnen und des gesellschaftlich Handelnden statt.
Wie können wir das ändern?
Dazu ist vor allem eines wichtig: die Einbindung aller von einer Art oder einem Ökosystem betroffenen Menschen – den „Stakeholdern“ – sowohl in die betreffende Forschung, als auch in Erhaltungsmaßnahmen. Wie das funktionieren kann, zeigte Prof. Hofer am Beispiel eines Gepardenforschungsprojektes des IZWs zum Konflikt zwischen Gepard und Mensch in Namibia auf. Bei dem Projekt wurde Farmern, auf deren Ländereien die Hauptpopulation der Geparden lebt, die Möglichkeit gegeben, selber Forschungsfragen zur Untersuchung beizusteuern. Wie viele Geparden leben auf meinem Land? Wo halten sie sich auf? Kann ich Viehrisse vermeiden? Die Beantwortung solcher Fragen half in diesem Fall, das Interesse und Verständnis der Menschen für die untersuchte Art zu steigern und auch das Verhalten dieser gegenüber zu ändern. Sicher nur ein kleines Projekt für eine einzelne Tierart – das Verfahren ist allerdings Beispielhaft.
Eine Forschungsfrage sollte sich nicht immer nur nach der Befriedigung des eigenen Interesses oder der Einwerbung möglichst hoher Finanzierungsgelder richten. Manchmal kann eine Forschungsfrage auch nach dem Aspekt gestellt werden „Wie kann ich an dieser Stelle möglichst viel verändern, um die Situation zu verbessern.“
von Felix Przesdzink
Der zweite Vortrag der OSBG fand am 26.04.2018 statt. Dr. Andreas Wilting vom Leibniz Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) in Berlin referierte über das Thema „Bloodsuckers for Conservation“. Dr. Wilting leitet die Nachwuchsgruppe „Biodiversität und Biogeographie Südostasiens“ des IZW und betreut vor allem Forschungsprojekte im fernen Südostasien. Seine Gruppe hat sich vor allem auf Artenvielfalt und Verbreitungsgebiete der dortigen Säugetiere spezialisiert und untersucht diese mithilfe von „klassischen“ Kamerafallen und der innovativen Methode des Environmental DNA Sequencing.
Ein Hauptproblem der Diversitätsforschung im Regenwald ist laut Dr. Wilting das Phänomen „Extinction by Oversight – Aussterben durch übersehen“. Einige Tierarten werden schlichtweg nicht gesichtet, da man sie im Dickicht des Waldes schnell übersehen kann – speziell wenn die Tiere von der Anwesenheit des Menschen ohnehin verschreckt werden. Ein Problem, dass sich durchaus auch auf einheimische Tierarten wie z.B. den Baummarder übertragen ließe.
Diesem Problem kann nun zum einen durch das Aufstellen von Kamerafallen entgegen getreten werden. Eine Kamera mit Selbstauslöser und Restlichtverstärker wird an einem Wildwechsel aufgestellt und fotografiert selbstständig vorbeilaufende Tiere. Mithilfe dieses Systems lassen sich nicht nur spektakuläre Aufnahmen machen, man kann mit genügend Aufnahmen auch Habitatnutzung, Populationsdichte und Verhalten der gefilmten Tiere analysieren. Die Kosten für gute Kamerafallen sind allerdings enorm, was die Anzahl der Geräte oft beschränkt. Wird eine Falle beschädigt oder gestohlen, ist sie nicht einfach zu ersetzten.
Da die Kosten für die DNA Sequenzierung in den letzten Jahren extrem abgesunken sind, liegt hier eine mögliche Alternative. Es wird hierbei die sogenannte „Environmental DNA“ verwendet. Diese ist aus der Umwelt eines Organismus extrahiert, so dass kein direkter Kontakt zur Zielart nötig ist. Mögliche Quellen für eDNA sind zum Beispiel Eis, Wasser, der Boden oder auch blutsaugende Parasiten. Die Methode ist günstig, zeitsparend, nicht invasiv und kann sowohl seltene Arten, als auch mehrer auf einmal nachweisen. Die Nachwuchsgruppe um Andreas Wilting hat sich auf die Nutzung von Blutegeln als Quelle spezialisiert. Nach dem sammeln der Egel wird das von ihnen aufgenommene Blut extrahiert, amplifiziert und sequenziert um zu bestimmen, von welcher Tierart es stammt. Falsch positive Werte, speziell von seltenen Tieren, können allerdings zu Fehlentscheidungen im Naturschutz führen, was eine ständige Weiterentwicklung dieser Methode erfordert.
Mit beiden Techniken ist es Dr. Wiltings Nachwuchsgruppe sowohl in Vietnam, als auch auf Borneo gelungen, seltene oder fast ausgestorbene Tierarten nachzuweisen, neues Wissen über ihre Verbreitung und ungefähre Anzahl zu erlangen und auch bisher zum Teil nie beschriebene Verhaltensweisen festzuhalten. Die gesammelten Daten finden Verwendung in verbesserten Managementplänen für Schutzgebiete dieser Regionen, in der Raumplanung und auch im Dialog mit den „Betroffenen“ im Konflikt mit der Natur vor Ort, um einen besseren Erhalt dieser seltenen Lebensräume zu ermöglichen.
von Felix Przesdzink
Am 21.02.2018 fand der erste von OSBG organisierte Vortrag statt. Prof. Heiko Brunken von der Hochschule Bremen referierte über das Thema „Fische, Frösche und mehr - Studieren und Forschen zum Erhalt der biologischen Vielfalt an der Hochschule Bremen“. Nach einer kurzen Vorstellung der Hochschule Bremen und dem dortigen „Internationalen Studiengang Technische und Angewandte Biologie (ISTAB)“ stellte er sehr ausführlich seine fischökologischen Projekte dar, die sowohl zur Erforschung, als auch zum Schutz der aquatischen Biodiversität beitragen.
Das wären zum ersten die von ihm begründeten digitalen Biodiversitätsatlanten für Deutsch – österreichische Fischfauna und Säugetiere in Niedersachsen. In einer frei verfügbaren Datenbank sind sämtliche Arten mit Fundorten und Fachinformationen katalogisiert. Erste Daten wurden von Berufsbiologen erhoben, das Projekt soll jedoch nach dem Konzept der Citizen Science ausgedehnt werden und auch Datenaufnahme durch interessierte Bürger ermöglichen. So kann jeder (nach einer Verifizierung) von sich gemachte Funde melden und dazu beitragen, die Datenbank zu füttern. Dies ist auch absolut notwendig, denn um zuverlässige Aussagen über Verbreitungsgebiete und Anzahl einheimischer Tierarten treffen zu können, ist vor allem die Masse der Daten entscheidend. Jeder einzelne Fund verfeinert die Schätzwerte weiter, weshalb eine Beteiligung „Außenstehender“ hier zwingend notwendig ist.
Es folgte ein intensiver Teil über die Renaturierung intensiv genutzter Grabenlandschaften. Diese können für manche Fischarten als Ersatzhabitat der selten gewordenen Auwälder dienen und bieten so wertvolle Perspektiven. In jahrelangem Monitoring wurde die Artzusammensetzung verschiedener Grabensysteme während des Renaturierungsprozesses überwacht und ein deutlicher Anstieg der Fisch Diversität dieser Gewässer ist absehbar. So ist es durch das Rückgängig machen intensiver menschlicher Nutzung wie Begradigungen, Überdüngung und Pestizidverschmutzung in diesen Bereichen gelungen, wieder artenreiche Lebensräume entstehen zu lassen.
Zum Abschluss gab es einen reich bebilderten Einblick in Prof. Brunkens Arbeit in Brasilien. Auch dort entwickelt er in Zusammenarbeit mit lokalen Behörden Diversitätsatlanten für Fische, ist jedoch auch im Bereich der Umweltbildung aktiv und vermittelt biologische Grundkenntnisse vor Ort an Schüler. Mit dem richtigen Wissen versorgt wird auch die Bevölkerung für den Naturschutz sensibilisiert und kann, wenn der gesellschaftliche Druck von außen nicht zu groß wird, die erworbenen Kenntnisse umsetzten um den eigenen Lebensstil zu verbessern. In Anbetracht der Lebenssituation der Einheimischen ist das Umweltbewusstsein dort bedenklicher Weise sogar oft deutlich höher als in vielen Industrienationen.
von Felix Przesdzink